Bildung. Eine Chance für Kinder in Not

a:primo hat bei «Jeder Rappen zählt» 2017 als Kooperationspartner von Aldi Suisse mit einem mobilen Stand Spenden für das Thema «Bildung. Eine Chance für Kinder in Not.» gesammelt. Auch unser Liederbuch «Laja laja curalaja» wurde auf dem Europaplatz verkauft und der Erlös an die Glückskette gespendet.

Nachfolgend finden Sie einige Eindrücke von a:primo am JRZ 2017.

Der mobile Stand

Jeder Tag wurde ein Tagesheld vorgestellt und eine Frage an die JRZ-Besucher gerichtet. Die Besucher schrieben am mobilen Stand ihre Gedanken und Erfahrungen auf und Aldi Suisse spendete pro Wort 10 Rappen an «Jeder Rappen zählt». Es war wunderschön zu sehen, wie motiviert die grossen und kleinen Besucher mitgemacht und ihre persönlichen Geschichten mit uns geteilt haben. Wir möchten uns nochmals herzlich bei allen bedanken.

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Die Tageshelden

Armut hat viele Gesichter. Am mobilen Stand wurde jeder Tag ein Tagesheld und seine Geschichte vorgestellt.

Efrem

Im Jahr 2016 haben 1997 unbegleitete Minderjährige in der Schweiz Asyl beantragt. Im Jahr davor waren es sogar 2736. Efrem war einer davon. Der junge Eritreer ist eine ruhige, nachdenkliche Person. Er macht sich Sorgen um seine Familie. Diese Tage ist eine Rekrutierung für den sogenannten Nationaldienst bei seiner Mutter eingetroffen. Jetzt wird Efrem gesucht und kann mit seiner Flucht auch Angehörige in Gefahr bringen. Efrem betont immer wieder, dass er eigentlich nicht fliehen wollte und seine Heimat liebe. Doch sieht er in Eritrea keine Perspektiven für seine Zukunft.

Nach zwei Jahren auf der Flucht – durch die Sahara, über Libyen und dann übers Mittelmeer bis Italien und weiter in die Schweiz –  ist er im Betreuungsprogramm für ankommende Minderjährige im Oberaargau gelandet. Dort ist Efrem während fünf Wochen geblieben, ehe er in ein Wohnheim in Bern kam. Er freut sich, dass er nun die Schule besuchen kann und ist eifrig bei der Sache.

Efrem musste sehr lange auf seinen Asylentscheid warten und hat ein paar Mal fast jegliche Hoffnung verloren. Trotzdem hat er nicht aufgegeben und während dieser Zeit der Ungewissheit und des Wartens fleissig Deutsch gelernt. Mit seinem Case Manager, Herr Bühler, versteht er sich besonders gut. Herr Bühler hat ihn im Fussballverein angemeldet und ist ihm auch sonst mit Rat und Tat beigestanden. Er hat Efrem die Schnupperstelle vermittelt.


Claudia

Claudia ist 25 Jahre alt und mit ihrer zweijährigen Tochter Lena in Liestal zu Hause. Lenas Vater hat sich kurz vor der Geburt aus dem Staub gemacht. Er zahlt keine Alimente. Claudia ist die Alleinernährerin der kleinen Familie.
 
Da Claudia wegen eines Unfalls nicht mehr auf dem erlernten Beruf als Köchin arbeiten kann, arbeitet sie zu 50% im Stundenlohn an der Kasse. Zudem ist sie auf die Sozialhilfe angewiesen. Gerne möchte sie sich von der Sozialhilfe ablösen und unabhängig sein.
 
Sie hat ein Gesuch für eine Umschulung bei der IV gestellt, welches angenommen wurde. Mit der Teilzeitstelle und der kleinen Tochter ist es schwierig nebenbei noch eine Ausbildung zu machen. Es gibt Ausbildungen, die abends oder am Wochenende stattfinden, doch Claudia hat niemanden, der sich um die Kleine kümmern könnte.
 
Claudia befindet sich gerade in einer ausweglosen Situation und weiss nicht wie weiter. Sie bemüht sich, die Arbeit, den Haushalt und die Kindererziehung unter einen Hut zu bringen. Sie hat mit Stress, Überforderung und gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu kämpfen. Claudia hat Angst, dass sie bald keine Kraft mehr hat. Das kann sie sich nicht erlauben. Das Wohl von Lena steht über allem und sie will für ihre Tochter da sein.


Pamu

Laavanja, 34, Mutter von Pamu, erzählt:

«Ich lebe mit meinem Mann und meinen drei Kindern am Stadtrand von Dhaka. Wir sind vor 6 Jahren hierhergekommen, um Arbeit zu suchen. Unser Dorf wurde überschwemmt. Am Anfang mussten wir auf der Strasse leben. Zum Glück haben wir Arbeit in einer Ledergerberei gefunden.
 
Ich und mein Mann arbeiten jeden Tag mindestens 12 Stunden. Die Kinder müssen auch mitarbeiten. Wir brauchen das Geld zum Überleben. Ohne die Kinder ginge es nicht.
 
Zum Glück kann unser Jüngster, Pamu, am Morgen in die Schule. Ich und meine beiden grösseren Kinder hatten diese Chance nicht. Wenn Pamu lesen und schreiben lernt, kann er später eine gute Arbeit finden. Deshalb muss er in der Schule fleissig sein. Die Schulpflicht endet im Alter von 10 Jahren, aber Pamu soll noch länger zur Schule gehen. Ich wünsche mir so sehr, dass er ein besseres Leben hat.»


Laura

«Ich hatte Mühe im Gymi, weil ich mich nur schwer konzentrieren konnte. Ich fühlte mich sehr antriebslos und einsam. Lange Zeit wusste ich nicht, was mit mir los war. Dann ging ich zum Psychologen und er hat gesehen, dass ich unter einer starken Depression litt. Das Gymi musste ich leider abbrechen. Meine Eltern fanden das sehr schlimm. Sie konnten einfach nicht verstehen, wie schlecht ich mich fühlte. Es ist auch schwierig zu erklären. Ich fühlte mich ziemlich alleine gelassen in dieser Zeit.

Ich bin dann zur Berufsberatung, um herauszufinden, was ich beruflich machen kann. Im Gespräch ist schnell klargeworden, dass ich noch nicht stabil genug bin, um eine reguläre Lehre zu beginnen. Der Berufsberater hat mir eine begleitete Ausbildung empfohlen.

Die Mutter einer Freundin konnte mir dann eine Stiftung angeben, die begleitete Ausbildungsplätze anbietet. Schon im Aufnahmegespräch habe ich mich wohl gefühlt. Die Berater haben mir zugehört und wir haben gemeinsam die richtige Lehre für mich gefunden. Im Dorfladen als Detailhandelsfachfrau zu arbeiten, gefällt mir super. Ich bin wirklich dankbar, dass ich die Chance erhalten habe, eine begleitete Ausbildung zu machen. Ich kann die Chefin immer um Rat fragen und sie unterstützt mich - auch bei privaten Problemen. Ich glaube, jetzt kommt alles gut.»